Rieselfelder Karolinenhoehe Berlin-Spandau

Rettet die Rieselfelder Gatow!

Der beabsichtigte Verkauf der ehemaligen Rieselfelder Gatow stößt auf großen Protest bei BürgerInnen, Landwirten und Verbänden vor Ort. Sie melden massive Vorbehalte an und verlangen vollständige Informationen über das geplante Geschäft mit dem unter Landschaftsschutz stehenden Gebiet.

Die Meldung ist wie der Blitz in Spandau eingeschlagen. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) beabsichtigen, die riesigen Flächen der ehemaligen Rieselfelder Gatow im Bezirk Spandau zu verkaufen. Es geht um fast 3 Millionen Quadratmeter, das ist mehr als die Fläche des Großen Tiergartens oder fünfmal die Fläche des Berliner Messegeländes. Die Verkaufsverhandlungen mit dem Gastronomieunternehmer Laggner sind bereits weit gediehen, für Randbereiche des Geländes wird u.a. über eine vorgesehene Nutzung durch Erlebnisgastronomie berichtet.

Nach mehr als 100 Jahren der Versickerung von Berliner Abwässern wurde Ende 2010 auch die Aufbringung von Klarwasser auf den Rieselfeldern Karolinenhöhe (Ortsteil Gatow) eingestellt. Die BWB sehen sie als nicht mehr betriebsnotwendig an und haben daher einen Verkauf vorbereitet. Nach Auskunft der BWB sollen 2,86 Millionen Quadratmeter Fläche bei einem durchschnittlichen Preis von nur 0,80 Euro pro Quadratmeter verkauft werden.

rettet_die_rieselfelder_gatow_550AnwohnerInnen und Verbände sorgen mit einem Runden Tisch für Aufklärung und lehnen einen Verkauf ab. Bei einem ersten Treffen waren u.a. VertreterInnen des Landschaftspflegeverbands Spandau e.V., betroffene Landwirte, AK Gatow, Zukunftsinitiative ELFE, Förderverein Historisches Gatow und die SPD Gatow-Kladow dabei. Sie organisierten eine öffentliche Veranstaltung mit Podiumsdiskussion, bei der am 3. September 2012 in Gatow mehr als 250 BürgerInnen von den Vertretern der Wasserbetriebe Aufklärung verlangten. Erfreut zeigten sich viele über die klare Haltung der Politiker auf dem Podium, darunter Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank und der Spandauer SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz, die beide einen Verkauf ablehnen.

Daniel Buchholz: „Ein Verkauf der geschützten Rieselfelder wäre ein riesige Dummheit. Weitläufige Grünflächen von der Größe des Tiergartens, die der Naherholung vieler Menschen dienen und landwirtschaftlich genutzt werden, sollen ohne Ausschreibung für einen Spottpreis verscherbelt werden. Die Wasserbetriebe wollen sich nach jahrzehntelanger Nutzung der Rieselfelder einfach aus der Verantwortung stehlen. Dabei gibt es bis heute keine Klarheit über die massiven Schadstoffbelastungen des Bodens, das seit langem angekündigte Nachnutzungskonzept lässt auf sich warten.

Flächen, die der Allgemeinheit dienen, sind für mich Teil der Daseinsvorsorge und sollten in öffentlicher Hand bleiben. Das sichert die Naherholung und den ökologischen Wert des Landschaftsschutzgebietes. Die Landwirte können länger laufende Pachtverträge erhalten, damit lässt sich auch eine wirtschaftliche Nutzung von Randbereichen ermöglichen.“


 

+++   MELDUNG 10.2011  +++

Für die ehemaligen Rieselfelder auf der Spandauer Karolinenhöhe wird die Zeit knapp. Ein Jahr nach Ende der Abwasserverrieselung durch die Berliner Wasserbetriebe (BWB) ist ein fundiertes Nachnutzungskonzept für das Landschaftsschutzgebiet nicht in Sicht. Auch grundlegende Fragen des Landschafts- und Bodenschutzes sind ungeklärt, mahnt der Spandauer SPD-Abgeordnete und Umweltexperte Daniel Buchholz im Oktober 2011 an. Für ihn hat der Schutz des Trinkwassers oberste Priorität.

Buchholz: „Es darf auf keinen Fall ein zweites Mal dazu kommen, dass in Spandau die Trinkwasserqualität beeinträchtigt wird und Leitungswasser nicht unbedenklich genossen werden kann. Die Belastung der Böden auf der Karolinenhöhe durch die Verrieselung in den vergangenen mehr als 100 Jahren ist ein Risiko für die Trinkwasserbrunnen der Galerie Schildhorn auf der Ostseite der Havel. Das geht ganz klar aus der Antwort des Senates auf meine Kleine Anfrage hervor (die vollständige Kleine Anfrage mit allen Antworten finden Sie unten zum Download auf dieser Seite).

Das Ende der Verrieselung begrüße ich ausdrücklich. Aus meiner Sicht hätten zentrale Fragen jedoch im Vorfeld geklärt werden müssen. So kommt die Bitte des Spandauer Umweltamtes an die BWB viel zu spät, die Flächen gemäß der Bundes-Bodenschutzverordnung (BbodSchV) zu überprüfen. Ich erwarte schnellstmöglich verbindliche Ergebnisse zum notwendigen Sanierungsbedarf und der Trinkwassergefährdung.

Landwirte, Anwohner und interessierte Bürger warten dringlich auf ein Nachnutzungskonzept. Im August 2010 haben die BWB dies ebenso wie eine intensive Diskussion mit den Bürgerinnen und Bürgern zugesagt. Nun sollen grundlegende Gutachten erst im Februar 2012 fertig gestellt und danach ausgewertet werden. Ich werde mich gemeinsam mit der SPD Gatow-Kladow für ein zügiges Vorgehen und eine umfassende Diskussion mit aktiven Bürgerinnen und Bürgern vor Ort einsetzen.

Die zukünftige Nutzung der Rieselfelder muss neben dem Landschaftsschutz und den Naherholungsinteressen auch der Bedeutung der Fläche für den vorsorgenden Klimaschutz gerecht werden. Nutzungsintensivierungen oder gar Bebauungen würden den Luftaustausch mit der Umgebung beeinträchtigen und damit den notwendigen Kaltluftstrom in angrenzende Spandauer Wohngebiete im Sommer gefährden. Sie verbieten sich insofern von selbst.

Bedauerlicherweise ergibt die Senatsantwort, dass die EU-Förderrichtlinien es nicht erlauben, Ausgleichszahlungen im Rahmen der Naturschutzpflege auf den Rieselfeldern für die Hecken- und Ackerrandstreifenpflege zu leisten. Dies wäre eine wichtige Zuverdienstmöglichkeit für die ansässigen Landwirte. Ich werde die Suche nach anderen Fördermitteln unterstützen.“


 

+++   MELDUNG 02.2011  +++

Bei der zweiten Bürger-Versammlung der SPD Gatow-Kladow am 8. Februar 2011 waren mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger anwesend. Sie nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren und mit den Experten der Wasserbetriebe, des bezirklichen Grünflächenamts und dem Abgeordneten Daniel Buchholz zu diskutieren.


 

+++   MELDUNG 08.2010  +++

In den Gatower Riesefeldern werden keine Riesenwindräder aufgestellt. Das versicherte der Spandauer SPD-Abgeordnete und Umweltexperte Daniel Buchholz bei einer ersten Bürgerversammlung der SPD in Gatow im August 2010. Bei der Veranstaltung ging es um die Zukunft des fast 300 Hektar großen Landschaftsschutzgebietes und künftige alternative Energiegewinnung ging.

„Es gibt keinen Antrag, in Gatow Windkraft zu erzeugen und er hätte auch keine Chance, genehmigt zu werden“, versicherte Buchholz, der als umweltpolitischer Sprecher der Berliner SPD eigentlich ein Befürworter von Windanlagen ist. „Im dicht besiedelten Spandauer Stadtgebiet können an praktisch keiner Stelle die notwendigen Abstände zu den Wohnhäusern eingehalten werden.“ Die Berliner Wasserbetriebe als Eigentümer der Flächen haben Buchholz schriftlich bestätigt, dass kein Bau von Windrädern in Gatow erwogen wird. Die SPD Gatow/Kladow hatte sich bereits skeptisch zu den Überlegungen eines mittelständischen Unternehmens geäußert, wonach mehrere Windkraftanlagen in den Riesenfeldern und im Spandauer Norden errichtet werden sollten.

Thema des von über 30 Gatower Bürgerinnen und Bürgern besuchten SPD-Stammtisches war ferner die Absicht der Wasserbetriebe, die Bewässerung der ehemaligen Rieselfelder Ende September einzustellen und bis Ende des Jahres konkrete Pläne für die Nachnutzung zu erarbeiten. So sollen die Landwirte in Absprache mit Stromkonzernen an den Randgebieten sogenannte „Kurzumtriebsplantagen“ betreiben können, also beispielsweise Pappeln oder Robinien anbauen, die innerhalb weniger Jahre zur Energiegewinnung genutzt werden können.

Nach Angaben der Wasserbetriebe werden derzeit mit dem Bezirksamt und dem Landschaftspflegeverband konkrete Pläne für die Zukunft der stark mit Schadstoffen belasteten Rieselfelder diskutiert. Offiziell hat das Bezirksamt unter Baustadtrat Carsten Röding (CDU) dazu noch keinerlei Information veröffentlicht. Buchholz und das für Gatow zuständige Vorstandsmitglied der SPD-Abteilung, Reinhard Grosse-Sudhoff, forderten Röding auf, die Bevölkerung endlich einzuweihen: „Es kann nicht sein, dass mal wieder alles festgezurrt wird und kein Mensch Bescheid weiß“, sagte Grosse-Sudhoff. „Das ist nicht unsere Vorstellung von demokratischer Mitsprache. Wir jedenfalls werden am Ball bleiben und die Menschen über das, was wir erfahren, auch bei unseren nächsten Stammtischen auf dem Laufenden halten.“

Die Wasserbetriebe wollen bereits bis Ende des Jahres über Art und Umfang der Nachnutzung entscheiden. Die Wasserbetriebe haben eine intensive Diskussion auch mit den Bürgern zugesagt, Buchholz will die Verantwortlichen daran gegebenenfalls erinnern. Für viele Jugendliche wichtig sind zudem die Betonbecken auf den Rieselfeldern, in denen sie im Winter gefahrlos u.a. Eishockey spielen können. Buchholz versprach den Jungen, die ebenfalls zum Stammtisch gekommen waren, sich für den Erhalt ihrer Spielflächen einzusetzen.