Wasserstadt-Brücke wackelt: Bauvorhaben für Hochhaus an der Havel weiter gestoppt

Bereits 2018 mussten die Bauarbeiten für ein Hochhaus direkt am westlichen Havelufer eingestellt werden. Bei der Tiefengründung für das Gebäude verformte sich die angrenzende Wasserstadt-Brücke und es traten Risse an tragenden Bauteilen auf. Jetzt teilt der Senat auf eine gerade veröffentlichte Parlamentarische Anfrage der beiden Wahlkreisabgeordneten Bettina Domer und Daniel Buchholz mit, dass es noch immer kein Instandsetzungskonzept durch den Bauherrn gibt.

Die Spandauer Wasserstadtbrücke über die Havel verbindet die Neubaugebiete der Waterkant und der Insel Gartenfeld mit dem Quartier Wasserstadt und soll eine verkehrliche Erschließung und Entlastung für ganz Spandau ermöglichen. Ab 2029 könnte auch eine Straßenbahntrasse über die Brücke geführt werden.

Die 252 Meter lange Brücke wurde 2001 fertiggestellt und musste erstmals 2009 für sechs Wochen gesperrt und repariert werden, da sich der Gummi zwischen Brückenseite und Landseite gelöst hatte.

Im Herbst 2018 musste das Bauvorhaben „Deck One“ gestoppt werden, da sich die Wasserstadtbrücke durch die Bauarbeiten abgesenkt hat. Auf der Westseite der Brücke sollen für eine Luxemburger Eigentümergesellschaft 15 Geschosse mit Wohn- und Gewerbenutzung direkt am Havelufer entstehen. Auf der Ostseite der Brücke ist ein 16-geschossiges Wohnhochhaus der Gewobag mit 58 Wohnungen geplant.

Für die Abgeordneten Bettina Domer (SPD) und Daniel Buchholz (SPD), beide Mitglied im Verkehrsausschuss des Berliner Landesparlaments und Wahlkreisabgeordnete für die angrenzenden Stadtteile, gibt es wegen des Baustopps weiter dringenden Handlungsbedarf. Mit einer Parlamentarischen Anfrage haben sie beim Senat erfragt, wie die Brücke zukünftig gegen Schäden gesichert wird und wie intensiv die Brücke bereits jetzt in ihrer Integrität beschädigt wurde.

Bettina Domer und Daniel Buchholz erklären dazu: „Laut der Senatsverwaltung für Verkehr ruhen die Bauarbeiten des Projekts Deck One weiterhin. Durch die Bauarbeiten sind Schäden am Widerlager und der westlichen Rampenbrücke aufgetreten. Tragende Teile der Brücke weisen Risse auf und haben sich verformt. Die Wasserstadtbrücke hat sich dadurch abgesenkt.

Bevor auf der Westseite weitergebaut werden darf, muss der Bauherr ein Instandsetzungskonzept vorlegen, dass dann von der Verkehrsverwaltung geprüft und freigegeben wird. Ein solches Instandsetzungskonzept liegt noch immer nicht vor. Der Senat fordert völlig zu Recht, dass die eingetretenen Verformungen der Brücke durch Hebungen rückgängig gemacht werden müssen. Der Bauherr ist hier voll schadensersatzpflichtig gegenüber der Stadt Glücklicherweise besteht aktuell keine Gefährdung der Verkehrs- und Standsicherheit der Brücke.

Für das Gewobag-Hochhausprojekt auf der Ostseite der Brücke scheint man aus Fehlern gelernt zu haben: Es wurde so geplant, dass so wenig Kräfte wie möglich auf das Brückenwiderlager einwirken, um eine weitere Beschädigung zu vermeiden.

Die gute Nachricht ist, dass die Brücke trotz der Schäden weiter für die Aufnahme einer Tramlinie in Frage kommt. Die für eine Erschließung der Wasserstadt notwendige geplante Straßenbahnanbindung könnte so weiterhin über die Brücke erfolgen.“

Die Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Bettina Domer und Daniel Buchholz „Neue Hochhäuser am Havelufer: Eine Gefahr für die Wasserstadtbrücke und die Erschließung durch die Straßenbahn?“ finden Sie hier zum Download:

Anfrage Wasserstadt Bruecke