Berlins Trinkwasser in Gefahr durch Klimawandel, Bevökerungswachstum und Tesla

Klimawandel, Bevölkerungswachstum und die Ansiedlung der Gigafactory von Tesla haben dramatische Auswirkungen auf die zukünftige Trinkwasserversorgung Berlins. Ein Absinken der Wasserstände von Spree und Havel muss verhindert werden: Berlins Trinkwasser in Gefahr! Allein in Spandau müssten jährlich bis zu 24,6 Millionen Kubikmeter Havelwasser im Spandauer Forst versickert werden. Fast so viel Wasser, wie der Müggelsee insgesamt führt. Das offenbaren die Antworten des Senats auf eine Parlamentarische Anfrage der SPD-Abgeordneten Bettina Domer und Daniel Buchholz.

Die gemäß den aktuellen Bevölkerungsprognosen weiterhin wachsende Bevölkerung in Berlin und dem Umland wird zu einem steigenden Trinkwasserbedarf und somit auch zu einem erhöhten Abwasseranfall führen. In Teilbereichen des Berliner Gewässersystems ist bereits heute die Wasserbilanz in länger andauernden Trockenphasen nicht ausgeglichen, es wird bereits jetzt mehr Wasser entnommen als zugeführt.

Auch das Grundwasserdargebot ist in einigen Einzugsgebieten der Wasserwerke bereits heute ausgeschöpft. Werden die Zuflüsse von außen geringer, verstärkt sich zudem die „Kreislaufnutzung“, in der die gereinigten Abwässer aus den Kläranlagen eine wichtige Wasserressource bilden werden. Um gegenzusteuern, plant der Senat in seinem Masterplan Wasser unterschiedliche Maßnahmen: die Reinigungsstufen der Klärwerke sollen aufgerüstet werden, ehemalige Wasserwerkstandorte wie Jungfernheide und Johannisthal sollen wiedereröffnet werden und es muss mehr Wasser als bisher gespart werden. Optimierte Bewässerungsstrategien für Parks und Grünflächen haben nach Einschätzung des Senats dabei ebenso Potenzial wie die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung.

Dreh und Angelpunkt der Wasserversorgung Berlins sind jedoch die Gewässer Spree und Havel: der Senat möchte diese paritätisch gemeinsam mit den Ländern  Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen bewirtschaften. Aktuell wurden zwar Mindestdurchflussmengen festgelegt, aber es ist völlig unklar, ob diese Mengen für Berlin garantiert werden können, wenn in Sachsen und Brandenburg der Wasserbedarf ebenfalls steigt. Eine rechtlich verbindliche Einigung steht hier noch aus. Um zu klären, wer wieviel Wasser aus der Oberhavel/ Havel entnehmen darf, haben die ersten Gespräche zwischen dem Bund, dem Land Berlin, dem Land Brandenburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr begonnen. Berlins Trinkwasser in Gefahr!

Die Spandauer Grundwasserbestände werden mit Havelwasser angereichert, damit die Grundwasserspeicher unter dem Spandauer Forst nicht austrocknen. Die Kosten für die Aufbereitung des Havelwassers belaufen sich derzeit auf 2,2 Millionen Euro jährlich. In den Jahren 2016-2020 wurden insgesamt 79,2 Millionen m³ aus der Havel entnommen und über künstliche sowie natürliche Systeme am und im Spandauer Forst dem Grundwasser zugeführt. Das ist eine Wassermenge, die doppelt so viel Raum einnimmt, wie der Müggelsee als größter See in Berlin fassen kann.

Die Abgeordneten Bettina Domer (SPD) und Daniel Buchholz (SPD) erklären: „Bereits jetzt wird mehr Wasser aus der Havel in Spandau entnommen, als zugeführt wird. Wie sich die Wassermenge von Spree und Havel entwickelt, wenn es zukünftig trockener und heißer wird und der Strukturwandel in der Lausitz mehr Wasser bindet, ist noch völlig offen. Es ist alarmierend, dass auch in der günstigsten Prognose zukünftig der Wasserspiegel der Spandauer Oberhavel deutlich sinken wird.

Ein weiterer kritischer Faktor ist die Wasserqualität: Neben der durch die Braunkohleförderung verursachten Sulfatkonzentration in der Spree wird Tesla Industrieabwässer nach Reinigung in der Kläranlage Münchehof bzw. zukünftig in einer neuen Industriekläranlage Spreeau in die Müggelspree einleiten. Von dort bezieht Berlin aber sehr viel Trinkwasser über das Wasserwerk Friedrichshagen. Es ist sehr bedenklich, dass Tesla die Berliner Wasserbetriebe noch nicht informiert hat, mit welchen Verunreinigungen oder Belastungen dort das Abwasser konkret in die öffentliche Kanalisation eingeleitet werden wird.“

Die Parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Bettina Domer und Daniel Buchholz mit dem Titel „Austrocknende Moore, sinkende Wasserpegel, der Klimawandel und die Giga-Factory von Tesla: Herausforderungen für die Trinkwasserversorgung, die Gewässerqualität und das Grundwassermanagement im Metropolenraum Berlin-Brandenburg“ finden Sie hier als PDF:

Anfrage Wasserversorgung II 09-2021

Bereits im Mai kamen umfangreiche Antworten des Senats auf die Parlamentarische Anfrage „Zu wenig Grundwasser in Spandau? Perspektiven für den wachsenden Metropolenraum Berlin-Brandenburg“ von Bettina Domer und Daniel Buchholz:

Anfrage Grundwasser I 05-2021