Nicht nur die im Bau befindliche Tesla-Fabrik im Südosten Berlins bedroht die Wasserversorgung in der Metropolregion. Auch am westlichen Stadtrand soll durch höhere Fördermengen des Brandenburger Wasserwerks Staaken der Grundwasserspiegel in Berlin um bis zu 35 Zentimeter absinken. Das musste der Senat jetzt auf eine Parlamentarische Anfrage der SPD-Abgeordneten Bettina Domer und Daniel Buchholz hin einräumen.
Das Wasserwerk Staaken (Land Brandenburg) und das Wasserwerk Spandau (Berlin) schöpfen aus demselben Grundwasserkörper unterhalb des Spandauer Forstes und haben ihre Fördermengen in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Für das Wasserwerk Staaken des Landes Brandenburg ist beabsichtigt, zukünftig mehr Wasser aus dem Grundwasserkörper unter dem Spandauer Forst zu fördern. Nach Einschätzung von mehreren Umweltverbänden würde diese erweiterte Förderung negative Effekte für Moore und seltene Tier- und Pflanzenarten im FFH-Gebiet Spandauer Forst bedeuten.
Die SPD-Abgeordneten Bettina Domer und Daniel Buchholz erklären: „Die Auswirkungen der erhöhten Grundwasserförderung von zukünftig bis zu 6,5 Mio m3/a (Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr) wären an einigen Stellen gravierend. Im Südwesten des Spandauer Forstes erwartet der Senat ein Absinken des Grundwasserspiegel bis zu 35 cm gegenüber dem Ist-Zustand. Das würde die vorhandenen Bäume, Moorflächen und die geschützten Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten in diesem FFH-Schutzgebiet massiv gefährden und ist daher hoch problematisch!
Genehmigungsanträge laufen seit 25 Jahren
Brandenburg hat bisher unverständlicherweise auf eine FFH-Verträglichkeitsuntersuchung im Rahmen des Bewilligungsverfahrens verzichtet und auch das Zusammenwirken mit dem Berliner Wasserwerk Spandau nicht untersucht. Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Berliner Wasserbehörden diese Untersuchungen nun einfordern und sich bei der länderübergreifenden Behördenbeteiligung kritisch einbringen.
Aber auch die Berliner Behörden haben sich in den vergangenen Jahren nicht mit Ruhm bekleckert. Seit genau 25 Jahren (!) laufen die Genehmigungsanträge für die Berliner Wasserwerke Beelitzhof, Spandau, Tiefwerder und Friedrichshagen. Für die meisten liegen noch nicht mal vollständige Antragsunterlagen vor. Von der Wasserförderung dieser Wasserwerke sind die FFH-Gebiete „Spandauer Forst“, „Müggelspree-Müggelsee“ und „Grunewald“ direkt betroffen.
Kein Wunder, dass die Umweltverbände im März 2021 Klage beim Verwaltungsgericht Berlin eingereicht haben, da geltendes Recht nicht eingehalten wird. Insbesondere die empfindlichen Moore sind durch Wassermangel bedroht, obwohl sie durch die Bindung von Kohlendioxid einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz leisten.
Masterplan Wasser und Maßnahmenpaket
Der Senat will bis zum Herbst 2021 einen neuen Masterplan Wasser im Entwurf vorlegen und darin Maßnahmen vorstellen, um die Wasserversorgung der Metropolregion langfristig sicherzustellen. Das ist auch mehr als notwendig, denn der Klimawandel und drei niederschlagsarme Sommer in Folge zeigen schon heute massive Auswirkungen auf das Ökosystem Wasser in der Region Berlin-Brandenburg. Durch steigende Bevölkerungszahlen und klimatische Verschlechterungen wird ein Anstieg des Trinkwasserbedarfs um 15 % bis zum Jahr 2050 prognostiziert. Diesen Bedarf mit sauberem Trinkwasser zu decken, wird eine Herkulesaufgabe.
Die Reaktivierung stillgelegter Wasserwerksstandorte (u.a. Jungfernheide in Spandau), die weitere Aufrüstung der Klärwerke, die konsequente Ausweitung der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung, der Ausbau des Trennsystems und generell der sparsame Umgang mit Wasser sind dafür notwendig. Eine länderübergreifende paritätische Bewirtschaftung von Spree und Havel in der Metropolregion Berlin-Brandenburgist dafür mehr als überfällig!“
Die Parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Bettina Domer und Daniel Buchholz mit dem Titel „Zu wenig Grundwasser in Spandau? Perspektiven für den wachsenden Metropolenraum Berlin-Brandenburg“ vom Mai 2021 mit allen Senatsantworten finden Sie hier als PDF zum Download:
Über das Thema und die Anfrage hat die „Berliner Morgenpost“ am 18.05.2021 berichtet: