In Berlin strahlt 50 Jahre alter Atommüll: Forschungsreaktor BER I endlich zurückbauen

In Berlin gammeln seit fast 50 Jahren die Reste des stillgelegten Atom-Forschungsreaktor BER I vor sich hin. Und der Bund macht keinerlei Anstalten, diesen Zustand im Berliner Ortsteil Wannsee zu beenden. Das offenbart eine heute veröffentlichte Parlamentarische Anfrage des SPD-Umweltexperten Daniel Buchholz. Er fordert den Bund auf, umgehend die Verantwortung für den Atomschrott auf Berliner Gebiet zu übernehmen und den Rückbau einzuleiten.

Im Sommer 1972, also vor fast 50 Jahren, ist der Forschungsreaktor BER I des früheren Hahn-Meitner-Instituts (heute Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie HZB) nach einem schwerwiegenden Störfall stillgelegt worden. Kernbrennstoff und äußere Experimentiereinrichtungen sind zwar entfernt worden. Der Reaktor und alle (auch hochkontaminierten) Bauteile, die dazu gehörten, sind jedoch in einem Betonblock eingeschlossen worden. Sie befinden sich bis heute an Ort und Stelle in Wannsee.

Daniel Buchholz, Sprecher für Stadtentwicklung und Umwelt der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus: „Eigentlich unglaublich, aber wahr: In Berlin gammeln seit fast 50 Jahren die Reste des stillgelegten Atom-Forschungsreaktors BER I vor sich hin. Und der Bund macht keinerlei Anstalten, diesen Zustand im Berliner Ortsteil Wannsee zu beenden. Das ist unglaublich und nicht weiter hinnehmbar! Zumal direkt daneben der Rückbau des neueren (aber inzwischen ebenfalls stillgelegten) Atom-Forschungsreaktors BER II bereits eingeleitet wurde.

Klar ist für mich: Der Reaktorschrott als Atom-Erbe der Stadt ist so schnell wie möglich zu beseitigen! Die Strahlenmesswerte zeigen zwar keine Gefährdung der Umgebung, aber die radioaktiven Reste sind ein unrühmliches Erbe für Berlin und erfordern einen hohen Überwachungs- und Sicherheitsaufwand. Nur durch Rückbau und Beseitigung lassen sich die Flächen des Campus Wannsee vollständig für die Wissenschaft nutzen, daran hat auch das HZB großes Interesse.

Unverständlicherweise lehnt der Bund die (finanzielle) Verantwortung für das Atom-Erbe ab. Obwohl der Bund den Bau des Atom-Forschungsreaktors maßgeblich bezahlt hat, auch die Forschungsgesellschaft HZB finanziert er zu 90 %. Das Land Berlin muss seine Forderung hier klar öffentlich vertreten und das Bundesministerium für Bildung und Forschung zum Einlenken auffordern!

Es liegt nahe, das Rückbauvorhaben für den Forschungsreaktor BER I und seinen inzwischen ebenfalls stillgelegten Nachfolger BER II zusammenzulegen, um das Gefahrenpotenzial für die Umgebung zu beseitigen. Für den BER II hat das HZB 2017 einen entsprechenden Antrag gestellt. Lässt sich ein Rückbau nicht umsetzen, ist die Alternative eines dauerhaften sicheren Einschlusses der Reaktorreste zu prüfen. Hier bleibt auch der Senat gefordert: Mit strahlendem Atomschrott muss zügig Schluss sein in Berlin.“

Die Parlamentarische Anfrage mit allen Senatsantworten finden Sie hier als PDF zum Download:

Anfrage Forschungsreaktor BER

Über die aktuelle Anfrage und die Forderungen von Daniel Buchholz haben mehrere Medien ausführlich berichtet, darunter das „Berliner Abendblatt“ am 21.05.2021:

https://abendblatt-berlin.de/2021/05/21/berlin-wannsee-was-wird-aus-dem-strahlenden-erbe/

Auch der „Tagesspiegel“ informierte aktuell am 21.05.2021:

https://plus.tagesspiegel.de/berlin/atomarer-gammel-muell-der-forschungsreaktor-ber-i-rottet-vor-sich-hin-148757.html

In den Jahren 2010 bis 2020 hat sich Umweltexperte Daniel Buchholz bereits mehrfach mit den beiden (ehemaligen) Forschungsreaktoren in Berlin-Wannsee, den drohenden Gefahren und dem Umgang mit dem Atommüll beschäftigt. Weitere Informationen und diverse Dokumente finden auf dieser Seite aus dem Jahr 2016:

Forschungsreaktor Wannsee: Atomausstieg auch in Berlin umsetzen!