Allein ihre Zahl beeindruckt und unterscheidet Berlin positiv von anderen Metropolen: Mehr als 70.000 Kleingarten-Parzellen auf rund 3.000 Hektar Fläche. Sie prägen das Stadtbild und sind beliebte Orte der Begegnung. Kleingärten gehören einfach zu einer Stadt wie Berlin, die attraktiv, lebenswert und grün ist. Aber wie können sie angesichts der wachsenden Stadt dauerhaft gesichert werden?
Nach einer Untersuchung des Umweltministeriums ist es für 94% der Deutschen wichtig, dass es in allen Teilen der Stadt Zugang zur Stadtnatur gibt. Auch für mich ist das ein besonderes Anliegen. Grünflächen in der Stadt tragen dazu bei, dass die Menschen gesünder und weniger stressanfällig sind. Sie dienen der Erholung und dem Ausgleich vom Alltag. Gerade im eigenen Kleingarten und in einer aktiven Gemeinschaft mit Gleichgesinnten gibt es dafür viel Freiraum.
Genauso wichtig wie die soziale Funktion von Kleingärten sind ihre Vorteile für das Klima und die Umwelt. Sie verbessern erheblich das Mikroklima der gesamten Stadt und sichern mit anderen Freiflächen die Frischluft-Zufuhr. Das Grün in den Gärten bindet Kohlendioxid und Feinstaub. Arten- und Ressourcenschutz in Zeiten des Klimawandels werden hier aktiv gelebt. Und nicht zu vergessen: Wer eigenes Obst und Gemüse anbaut, erlebt den Kreislauf der Natur mit allen Sinnen.
Aber Berlin ist attraktiv und wächst, die Mieten steigen rasant und damit die Nachfrage nach Bauland. Können Kleingärten auch unter diesen aktuellen Bedingungen gesichert und erhalten werden? Wir wären politisch sehr kurzsichtig, wenn wir nicht alles tun würden, um diese Frage mit einem Ja zu beantworten. Darum sind die meisten Kleingarten-Anlagen über den Berliner Flächennutzungsplan (FNP), Bebauungspläne und den Kleingarten-Entwicklungsplan gesichert.
Damit die Begehrlichkeiten nicht weiter wachsen, sollten sich auch die Kleingarten-Kolonien weiter entwickeln. Das haben wir als Berliner Abgeordnetenhaus schon 2014 mit einem Parlamentsbeschluss angeregt: „In Zusammenarbeit mit den Berliner Kleingärtner/-innen und ihren Verbänden ist auf eine noch stärkere Öffnung der Anlagen für die Allgemeinheit und Integration in den Kiez, insbesondere durch Einrichtung von Flächen, auf denen z.B. Kitas und Schulklassen Naturerfahrungen sammeln können sowie durch öffentliche Durchwegung, Sitzplätze und Spielflächen hinzuwirken.“
Dazu gibt es bereits tolle Beispiele aus verschiedenen Bezirken. Aber die meisten Kolonien können mit Begriffen wie Gemeinschaftsflächen, Urban Gardening oder Mehrgenerationengärten noch nichts anfangen. Warum nicht eine Spiel- und Blumenwiese mit Sitzbänken anlegen, die von Kindern und Senioren der Umgebung genutzt werden kann? Wann findet das erste Kolonie-Fest gemeinsam mit lokalen Kiez-Initiativen statt?
Kleingarten-Kolonien, die sich dem umgebenden Stadtquartier öffnen, werden anders wahrgenommen. Sie schotten sich nicht ab, sondern werden Teil des Kiezes. Damit bieten sie einen echten Mehrwert, den niemand vermissen möchte. Neben FNP und Bebauungsplänen kann es kaum eine bessere Sicherung von Kleingärten geben.
Daniel Buchholz MdA, Sprecher für Stadtentwicklung und Umwelt der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus