Die Rieselfelder Gatow an private Investoren verkaufen? Diese Absicht der Berliner Wasserbetriebe sorgte 2012 für große Aufregung und Protest in Spandau. Der Spandauer SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz hat sich von Anfang an für einen Verbleib in öffentlicher Hand und für eine Nutzung als Erholungs- und Ausgleichsfläche eingesetzt. Seit 2020 haben konkrete Verhandlungen zwischen dem bisherigen Eigentümer Wasserbetriebe und dem Bezirk Spandau bzw. den Berliner Stadtgütern begonnen. Eine dauerhafte Sicherung der Flächen ist jetzt in greifbare Nähe gerückt, zeigt eine druckfrische Parlamentarische Anfrage von Daniel Buchholz.
Daniel Buchholz: „Die Rieselfelder Karolinenhöhe sind mit 286 Hektar eine ganz besondere Freifläche und ein echtes Juwel der Naherholung im Spandauer Ortsteil Gatow. Seit dem Ende der Versickerung von Berliner Abwässern bzw. von Klarwasser im Jahr 2010 werden die Flächen nicht mehr von den Berliner Wasserbetrieben (BWB) genutzt. Seitdem gibt es Diskussionen über die Nachnutzung, 2012 dann der Paukenschlag der Verkaufsabsicht an einen privaten Investor.
Seit fast 10 Jahren setze ich mich gemeinsam mit dem Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh auf Landesebene und mit der Spandauer SPD im Bezirk vehement gegen eine Privatisierung der wichtigen Naturflächen der Rieselfelder Karolinenhöhe ein. Ich erinnere mich noch gut an turbulente Bürger-Versammlungen mit mehr als 100 Teilnehmer:innen vor mehreren Jahren. Die Flächen, die neben Erholungszwecken auch der landwirtschaftlichen Nutzung dienen, sind zugleich eine wichtige Frischluftschneise für die wachsende Stadt. Sie müssen unbedingt für die Allgemeinheit erhalten und dauerhaft durch die öffentliche Hand gesichert werden.
Umso mehr freut es mich, dass konkrete Verhandlungen zwischen den BWB und dem Bezirk Spandau (Natur- und Grünflächenamt) sowie der landeseigenen Stadtgüter Berlin GmbH über den gemeinsamen Ankauf der Flächen stattfinden, wie meine aktuelle Parlamentarische Anfrage an den Senat aufzeigt. Danach strebt der Bezirk weiterhin eine dauerhafte Nutzung in der derzeitigen Form an. Die Verhandlungen sind aufwändig, vor allem aufgrund unterschiedlicher Preisvorstellungen. Mit der Senatsverwaltung für Finanzen hat das Bezirksamt Spandau bereits Kontakt bezüglich der erforderlichen Finanzmittel aufgenommen.
Rieselfelder Gatow mit mehr Fläche als der Große Tiergarten
Erste Gespräche zur Übertragung der Rieselfelder fanden bereits 2017 statt. Momentan wird ganz konkret über den Ankauf von 275 Hektar der Gesamtfläche verhandelt. Das ist eine Fläche deutlich größer als z.B. der Große Tiergarten (rund 200 Hektar). Dazu gehört das intensiv zur Naherholung genutzte Landschaftsschutzgebiet LSG 39 sowie verpachtete Agrarflächen.
Neben der gerade für die Spandauer:innen wichtigen Bedeutung als Naherholungsgebiet dienen Teile der Flächen auch der Landwirtschaft. Trotz der Belastung der Böden mit Schwermetallen durch den jahrzehntelangen Betrieb der Rieselfelder werden hier Futterpflanzen angebaut. Mit den hoffentlich bald abgeschlossenen Vertragsverhandlungen kann neben der für die Allgemeinheit wichtigen Erholungsfunktion auch eine Perspektive für die betroffenen Landwirte dauerhaft gesichert werden.
Das Bezirksamt teilt mit, dass nach Abschluss des Kaufvertrags ein Interesse an der Fortführung der durch die BWB geschlossenen Pachtverträge besteht. Zudem wird das bestehende Reitwegenetz überarbeitet und erneuert sowie ein Informations- und Besucherlenkungssystem inklusive klarer Beschilderung erstellt. Dadurch kann die Nutzung als Erholungsgebiet deutlich verbessert werden.
Überregional bedeutend sind die Rieselfelder aber nicht nur als Erholungsraum, sondern auch als Potentialfläche für ökologische Aufwertungsmaßnahmen. Hier können wichtige Ausgleichsmaßnahmen für Bauprojekte in Spandau und Berlin umgesetzt werden, bei denen es zu Eingriffen in bestehende Grün- und Naturflächen kommt. Dieses Potential ist besonders für die zukünftige Entwicklung des Bezirks und der gesamten Stadt ein wichtiger Faktor.
Versammlungen vor Ort waren überfüllt
In vielen Bürger-Versammlungen vor Ort und Gesprächen auf Landes- und Bezirksebene habe ich mich von Anfang an gegen eine Verscherbelung der Rieselfelder an private Investoren stark gemacht. 2014 versicherten BWB und Bezirk, dass ein Verkauf an Privatinvestoren nicht mehr im Raum stünde. Die nun laufenden Verhandlungen und ein damit absehbares Ende der ‚unendlichen Geschichte‘ der Gatower Rieselfelder mit dem dauerhaften Verbleib der Flächen in Landesbesitz sind für mich deshalb eine besonders positive Nachricht!
Die Senatsantworten bestätigen auch klar meinen Standpunkt, dass die Flächen der ehemaligen Rieselfelder in Karolinenhöhe wichtig für die Daseinsvorsorge sind und in öffentlicher Hand verbleiben sollen. Große Bedeutung hat für mich auch, dass Rück- und Heimfallregelungen zugunsten des Landes Berlin berücksichtigt werden sollen. Auf einen baldigen und erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen werde ich weiterhin drängen und im Parlament nachhaken.“
Die vollständige Anfrage inklusive aller Senatsantworten und einer detaillierten Karte finden Sie hier:
Die „politische Geschichte“ über die Aktionen und riesige Versammlungen mit Bürger:innen vor Ort können Sie hier in einem Beitrag von 2012 nachlesen: