Berlin hat viel zu wenig Nofallbrunnen und Trinkwasserpumpen

Stromausfall, Naturkatastrophe oder sogar Terroranschlag: Sollte in Berlin die Trinkwasserversorgung über das normale Leitungsnetz zusammenbrechen, sind alle Berliner*innen auf die öffentlichen Trinkwasserpumpen und Notfallbrunnen angewiesen. Auf eine erneute Parlamentarische Anfrage des Spandauer SPP-Abgeordneten Daniel Buchholz stellt sich heraus, dass die Bezirke und das Land noch immer sehr unzureichend auf den Ernstfall vorbereitet sind.

In Berlin gibt es 2019 insgesamt 2.070 Notbrunnen, die unterschiedlichen Verantwortungen unterliegen. 901 Brunnen sind sogenannte „Bundesbrunnen“, die zur Versorgung im Verteidigungsfall dienen und vom Bund finanziert werden. Außerdem gibt es 1.169 Landesbrunnen, die vom Land Berlin und den Bezirken betrieben werden und die Bevölkerung im Katastrophenfall mit Trinkwasser versorgen sollen.  Im Bezirk Spandau sind davon je 53 Bundes- und 75 Landesbrunnen verteilt.

Erschreckend ist, dass von den über 2.000 Notfallbrunnen und Pumpen 1.213 durch bakteriologische und chemische Belastungen verunreinigt sind und daher nur teilweise zur Versorgung mit Trinkwasser herangezogen werden können. Für den Bezirk Spandau liefern von 128 vorhandenen Brunnen nur 81 im Notfall ausreichend sauberes Wasser. Zusätzlich gibt es Pumpen die aus anderen (z.B. technischen) Gründen nicht funktionsfähig sind.

Der Berliner Senat hat dazu bereits im Jahr 2017 auf eine Anfrage von Daniel Buchholz besorgniserregend hohe Zahlen geliefert. So gab es 2016/17 laut den Bezirken insgesamt nur 1.429 funktionierende Pumpen, davon 120 in Spandau. Werden beide Anfragen als Grundlage herangezogen, ist davon auszugehen, dass eine hohe Anzahl der Brunnen in Berlin entweder bakteriologisch oder chemisch verunreinigt sind und/oder aus anderen Gründen nicht funktionieren und somit nicht zur Trinkwasserförderung zur Verfügung stehen.

Alarmierende Zahlen: Notfallbrunnen fehlen

Daniel Buchholz: „Diese Zahlen sind alarmierend, sind wir doch alle im Ernstfall darauf angewiesen, dass die Pumpen sauberes Trinkwasser liefern. Eine so gravierende Unterversorgung an kritischer Infrastruktur muss dringend durch erhöhte Ausgaben für die Wartung und Reparatur der Notfallbrunnen sowie Bohrungen von neuen Brunnen verbessert werden. Dem Senat ist bereits seit 2009 bekannt, dass schon damals über 1.000 Notfallbrunnen fehlten. Seitdem ist Berlin um mehr als 300.000 Einwohner*innen gewachsen, darum muss dringend gehandelt werden. Leider ist in den vergangenen zehn Jahren viel zu wenig passiert, das müssen wir schnellstmöglich ändern.“

Einzelne Bezirke wie Steglitz-Zehlendorf, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg haben angekündigt, in den nächsten Jahren neue Pumpen aufzustellen und die Situation zu verbessern. Daniel Buchholz fordert dennoch, dass auch der Bund seinen Beitrag leistet. Schließlich ist die Versorgungssicherheit in der Hauptstadt nicht nur ein Anliegen des Landes Berlin.

Die beiden Anfragen von Daniel Buchholz zum Thema finden Sie hier:

Anfrage 11.2019:

„Kritische Infrastruktur Trinkwasser (II): Was tun die Verwaltungen gegen zu wenig Straßenbrunnen für den Notfall, nicht funktionsfähige Pumpen und schlechte Wasserqualität?“

Anfrage 02.2017:

„Kritische Infrastruktur Trinkwasser: Ist die Notfallversorgung mit Trinkwasser trotz der sinkenden Zahl an Straßenbrunnen in Berlin gesichert?“

Die „Berliner Morgenpost“ hat bereits 2017 ausführlich berichtet:

www.morgenpost.de/berlin/article209750561/

Im November 2019 hat die „Berliner Morgenpost“ erneut informiert:

www.morgenpost.de/berlin/article227686197/