Autobahndeckel A100: Jahrhundert-Chance nutzen!

Update: Am 6. Juni 2019 hat das Berliner Abgeordnetenhaus den Parlamentsantrag der Koalition zur Überdeckelung von Infrastrukturflächen in Berlin mit den Stimmen fast aller Fraktionen beschlossen.

Eine echte Jahrhundert-Chance: Neuen Stadtraum für Grünflächen, Sportanlagen sowie Wohnen mitten in Berlin gewinnen! Und gleichzeitig bisher getrennte Stadtquartiere wieder zusammenführen. Auf Initiative der SPD-Fraktion haben die Koalitionsfraktionen dazu im Berliner Abgeordnetenhaus einen gemeinsamen Antrag eingebracht. Der Senat wird darin aufgefordert, Autobahn- und Schienenabschnitte in Berlin mit einem Deckel zu versehen.

Daniel Buchholz, Sprecher für Stadtentwicklung und Umwelt der SPD-Fraktion, hat sich von Beginn an intensiv für den Antrag stark gemacht: „Die Autobahnen in Berlin sind Relikte der autogerechten Stadtplanung des vergangenen Jahrhunderts und mit ihnen etliche überdimensionierte Brückenbauwerke. Viele Quadratkilometer wertvollen Stadtraums wurden zubetoniert und dem Zugang durch die Stadtbewohner*innen entzogen. Die wachsende Stadt Berlin benötigt dringend Flächen für Wohnungsbau, aber auch für den wachsenden Bedarf an grüner und sozialer Infrastruktur.

Neuer Stadtraum für Erholung, Sport, Wohnen und Grünflächen

Überdimensionierte Verkehrswege trennen in Berlin ganze Stadtteile und verschwenden wertvolle Innenstadt-Flächen. Mit einer Überdeckelung gewinnen wir neuen Stadtraum für Erholung, Sport, Wohnen sowie Grünflächen. Bevor der Bund durch umfangreiche Baumaßnahmen an der Stadtautobahn in Charlottenburg Fakten schafft, brauchen wir dringend eine Masterplanung für diesen Stadtraum. Der Autobahndeckel A100 ist eine Jahrhundertchance. Das Zeitfenster ist sehr klein. Darum ist die A100 in Charlottenburg bewusst als erstes Pilotprojekt genannt, der Senat soll umgehend eine alternative Masterplanung vorlegen.“

Der Antrag der Koalitionsfraktionen SPD, LINKE und GRÜNE fordert den Senat auf, die Deckelung der vorhandenen Autobahn im Westen der Stadt im Bereich Charlottenburg sowie beim Neubau der Autobahn in Treptow prioritär anzugehen. Dazu soll er untersuchen, welche Verkehrsinfrastrukturflächen in Troglage sich für eine Überdeckelung eignen.

Bei diesen Untersuchungen sollen mindestens die folgenden Aspekte betrachtet werden:

  • an welchen Berliner Autobahn- oder Schienenabschnitten in Troglage eine Überdeckelung
    technisch machbar ist,
  • an welchen Berliner Autobahn- oder Schienenabschnitten eine Überdeckelung den höchsten Nutzen beim Emissionsschutz (Lärm, Stickoxide, Feinstaub etc.) für die unmittelbare Umgebung und damit die Anwohner*innen bringt,
  • wie Flächen für Erholung, Sport, Gemeinschaftsnutzungen, Wohnen sowie Park- und Grünflächen geschaffen werden können,
  • die räumliche Zusammenführung von durch Verkehrswege getrennten Stadtquartieren,
  • mit welchen Kosten für die jeweiligen Standorte zu rechnen ist und an welchen Abschnitten durch eine ohnehin geplante wesentliche Änderung der Verkehrsanlage ein Anspruch auf Lärmschutz entstehen würde,
  • untersucht werden soll mindestens für die Bereiche der Autobahn A100, ob eine Integration eines
    Radschnellweges entlang der Autobahn möglich ist.

Pilotprojekt Autobahndeckel A100 in Charlottenburg

Der Senat wird aufgefordert, sich als erstes Pilotprojekt dafür einzusetzen, dass im Zuge der Planungen für Neu- und Ersatzbauten an der Stadtautobahn (BAB 100) in Charlottenburg vor Festlegung auf eine Vorzugsvariante unverzüglich eine Masterplanung für diesen Bereich durchgeführt wird (Autobahndeckel A100). Mit dieser sollen die Autobahnplanungen der 50er Jahre im Rahmen der ohnehin erforderlichen Neu- und Ersatzbaumaßnahmen für die dazwischen liegenden Autobahnabschnitte mit dem Ziel einer zukunftsorientierten und stadtverträglichen Neuplanung des gesamten Autobahnteilstücks überwunden werden. Hierbei ist auch zu untersuchen, ob eine Verlegung der Autobahnauf- und -abfahrten „Kaiserdamm“ an die Kaiserdammbrücke vorgenommen werden kann.

Auch die Stadtentwicklungs-Sprecherinnen der Koalitionsparteien unterstützen den Antrag. Katalin Gennburg (Fraktion DIE LINKE): „Mit dem Autobahnabschluss in Treptow braucht es einen Deckel, der als Emissionsschutz für die Nachbarschaften dient und als Schulwegverbindung für die Kinder aus dem Ortsteil Plänterwald, sowie als Gehweg für alle Anwohner*innen, die sonst abgeschnitten würden. Wir brauchen nicht mehr Schneisen, die die Schulwege unserer Kinder zerschneiden, sondern Räume der Begegnung und des Stadtlebens. Berlin muss endlich eine Qualitätsoffensive für den öffentlichen Raum der Hauptstadt starten und das Vorhaben zur sozial-ökologischen Stadtentwicklung entschieden umsetzen.“

Daniela Billig (Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen): „Auf grauen, stinkenden und lärmenden Gräben, wollen wir Raum schaffen für neue Häuser, Radwege und blühende Gärten. Mit unserem Antrag haben wir die gesamte Stadt im Blick. Wir beschränken uns nicht nur auf Autobahnen, sondern beziehen ebenfalls die Schienenstrecken mit ein. Ein Pilotprojekt für die Deckelung von Schienen könnte die Ringbahn zwischen Schönhauser Allee und Prenzlauer Allee sein.“

Link zum Antrag “Deckel drauf: Infrastrukturflächen mehrfach nutzen”:

Parlamentsantrag Deckel auf Infrastrukturflaechen

Link zur Petition der SPD-Abgeordneten Ülker Radziwill – bitte gleich unterschreiben:

www.uelker-radziwill.de/node/623

Die „Berliner Abendschau“ des rbb hat bereits im September 2018 einen interessanten Beitrag zur SPD-Initiative zum Autobahndeckel A100 gesendet. Sie können das 3-Minuten-Video direkt hier ansehen: