Neue Ideen für den Verkehr in Spandau

Am 16. August 2016 hatte der Spandauer SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz zu einer Podiumsdiskussion mit vier Experten in sein Bürgerbüro in Siemensstadt gebeten. Das Bürgerbüro war bis auf den letzten Platz gefüllt, interessierte Bürgerinnen und Bürger kamen nicht nur aus Spandau sondern auch aus anderen Teilen Berlins und aus dem Havelland.

In seiner Eröffnung führte Daniel Buchholz aus, dass der ÖPNV in Spandau dringend verbessert werden müsse. In den nächsten Jahren würden im Bezirk mindestens 10.000 Wohnungen neu gebaut was einem Bevölkerungswachstum von 18.000 Menschen bedeute. Der Busverkehr sei jetzt schon an seine Grenze gestoßen, rund 25.000 Pendler zwischen dem Havelland und Berlin belasteten zusätzlich die Straßen. Nach dieser Eröffnung hatten die Experten die Gelegenheit, ihre Vorschläge zu präsentieren.

Bahnhof Spandau S-Bahn bei NachtDavid Koglin (Master of Engineering, Masterarbeit zur Siemensbahn) schlug in seiner Masterarbeit vor, die in mehr als 30 Jahren entstandene Vegetation auf der zum Teil auf einem Viadukt verlaufenden Bahntrasse zu erhalten und zu einem Grünzug für Fußgänger und Radfahrer zwischen Jungfernheide und Gartenfeld umzugestalten und eine Anbindung an den Schlosspark Charlottenburg vorzunehmen.

Der Spazier- und Fahrradweg soll über Aufzüge, Zugänge und eine zusätzliche Rampe erreichbar sein. Die auf der Trasse vorhandenen Dachflächen sollen für eine Solarbeleuchtung genutzt werden; der entstehende Fahrradweg würde durch seine Trennung vom Straßenverkehr Sicherheit für die Radfahrer bieten. Den Folienvortrag von Daniel Koglin finden Sie hier zum Download (7 MB): Gruenzug Siemensbahn Daniel Koglin 08-2016.

Christfried Tschepe (Vorsitzender des Berliner Fahrgastverbandes IGEB) sah für die Trasse der Siemensbahn die Möglichkeit einer Zwischennutzung durch Fußgänger und Radfahrer durchaus als Möglichkeit, da aus seiner Sicht der Wiederaufbau der Siemensbahn aktuell keine Priorität habe. Er favorisierte das von der S-Bahn Berlin vorgestellte Konzept  einer Express-S-Bahn von Nauen nach Westkreuz, die im 20-Minuten-Takt verkehren und auf Berliner Gebiet nur in Albrechtshof, Spandau und Westkreuz halten solle.

Die S-Bahn-Verbindung aus dem Berliner Zentrum nach Spandau solle beibehalten und im 20 Minuten-Takt zumindest bis zur Stadtgrenze (Albrechtshof) bei zwei Zwischenstopps (Nauener Str. und Hackbuschstr.) weitergeführt werden. Die Regionalexpresslinien RE 2 und RE 6, die über Falkensee nach Spandau fahren, sollen erhalten bleiben, für die Regionalbahnlinien (RB 10 und RB 14) sei wegen des steigenden Verkehrs auf den Fernbahngleisen und im Bahnhof Spandau zukünftig kein Platz mehr.

Spandau-Wappen bigDaniel Buchholz ergänzte, dass die Forderung nach Verlängerung der S-Bahn ins Havelland Bestandteil des aktuellen Koalitionsvertrages sei. Bisher sei sie bei den Brandenburger Politikern auf Ablehnung gestoßen, in jüngster Zeit sei jedoch ein Umdenken erkennbar.

Michael Hasse (Landesvorsitzender des Bahnkunden-Verbandes DBV) äußerte die Meinung, dass eine Express S-Bahn nur zweigleisig zu betreiben sei, bestehende eingleisige Streckenteile wie im Bereich des künftigen Bahnhofs Nauener Str. würden Probleme machen. Er plädierte daher für ein neues Regionalbahnkonzept, das der S-Bahn vorzuziehen sei weil die Havelländer schnell nach Berlin wollten.

Für den Busverkehr in Spandau, der nicht die Qualität habe, die man sich wünsche, schlug er vor, die Busse auf den Hauptstrecken durch neue Straßenbahnverbindungen zu ersetzen. Als Einstieg wäre eine Strecke von Hakenfelde / Wasserstadt über Rathaus Spandau zur Heerstraße und weiter nach Staaken sinnvoll. Die Wartung der Züge könnte in den Werkstätten der Havelländischen Eisenbahn in Johannistaft erfolgen.

Jürgen Czarnetzki (Vorsitzender der BI Spandauer Verkehrsbelange 73) setzte sich für einen Wiederaufbau der Siemensbahn und eine Verlängerung nach Westen bis Hakenfelde / Wasserstadt und nach Osten über einen neuen Bahnhof Perleberger Brücke bis zum Hauptbahnhof ein. Weiterhin forderte er die Wiederinbetriebnahmen der derzeit nur vom Güterverkehr sporadisch genutzten Trasse der ehemaligen Bötzow-Bahn zwischen den Bahnhöfen Spandau und Johannistift, die das Falkenhagener Feld an den Bahnverkehr anbinden könnte und auch eine  Verlängerung nach Hennigsdorf ermöglichen würde. Zu der geringen Breite der eingleisigen Trasse sowie zu den Problemen bei ebenerdigen Straßenüberquerungen (u.a. Seegefelder Weg, Falkenseer Chaussee, Radelandstr. und Schönwalder Allee) äußerte er sich allerdings nicht.

Rathaus Spandau bei NachtIn der nachfolgenden Diskussion mit und unter den Besuchern wurden diverse Detailfragen erörtert. Viele wünschten sich den Ausbau eines sicheren Radwegnetzes. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit konnten Fragen und Diskussionen zur Veränderung des Busnetzes einschließlich einer Entlastung des Nadelöhrs Rathaus Spandau nur angerissen werden.

Als Fazit ist festzuhalten, dass die Veranstaltung einen sehr guten Einstieg in die Spandauer Verkehrsprobleme und ihre Lösungsmöglichkeiten gebracht hat. Auf dieser Basis müssen jetzt Detailfragen offen diskutiert sowie Machbarkeits- und Finanzierungsfragen erörtert werden. Dabei sollten alle Ideen eingebracht werden können, so dass schließlich ein von allen akzeptiertes integriertes Verkehrskonzept für Spandau entstehen kann.

Daniel Buchholz ist zu danken, dass er mit seiner Veranstaltung den ersten Schritt gemacht hat. Auf diesem Weg müssen wir weitergehen!

kps

Die Einladung zur Veranstaltung

Neue S-Bahn, Radwege oder Straßenbahnen – wie lässt sich Mobilität in Spandau zukunftssicher gestalten? Zu einem spannenden Diskussionsabend mit Verkehrsexperten lädt der Spandauer SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz am Dienstag 16. August 2016 ab 18.30 Uhr in sein Bürgerbüro ein.

Buchholz: „Berlin wächst und auch in Spandau entstehen 10.000 neue Wohnungen. Zeit für umweltfreundliche neue Verkehrsmittel! Lässt sich die alte Siemens-Bahn reaktivieren oder sollte besser ein Fahrrad-Highway entstehen? Wo sind Straßenbahnen sinnvoll? Kann die S-Bahn bis nach Nauen verlängert werden?

Es geht um viel mehr als den Dauerstreit zwischen S-Bahn und Regionalbahn. Ich habe mehrere Verkehrsexperten eingeladen, die ihre zukunftsweisenden Ideen über den Verkehr in Spandau vorstellen und mit den Spandauerinnen und Spandauern offen diskutieren wollen!“

Als Verkehrsexperten sind dabei:

Michael Hasse, Landesvorsitzender des Bahnkunden-Verbands DBV
Christfried Tschepe, Vorsitzender des Berliner Fahrgastverbands IGEB
Jürgen Czarnetzki, Vorsitzender der BI Spandauer Verkehrsbelange ‘73
David Koglin, Master of Engineering, Masterarbeit zur Siemensbahn

Es ist keine Anmeldung erforderlich.

 

„Neue Ideen für den Verkehr in Spandau“

Dienstag 16. August 2016, 18.30 Uhr

 

Bürgerbüro Daniel Buchholz SPD

Quellweg 10, 13629 Berlin

(Nähe U7-Bahnhof Siemensdamm)

 

Plakat Spandau Verkehr 08-2016_1024